Zur Geschichte der Bergbahn

Historische Aufnahme der Bergbahn
Bild vergrößern
Historische Aufnahme der Bergbahn

"... Die Bergbahn, in der Hauptsache durch eigene Kraft der Wildbader Bürgerschaft ins Leben gerufen, möge als bleibendes Denkmal ihres fortschrittlichen Geistes und ihrer Unternehmungslust fort und fort zu unentwegtem weiteren Fortschritte, welcher im Konkurrenzkampfe mit anderen Bädern so außerordentlich notwendig ist, aufmuntern." (Stadtschultheiß Karl Baetzner; aus der Dankesrede zur Eröffnung der Bergbahn am 23. Mai 1908)

Die Sommerbergbahn feiert im Jahr 2008 ihr 100-jähriges Bestehen. Ihre Geschichte indes ist noch etwas älter und beginnt um die Jahrhundertwende herum.

Ein erster "orientierender Schriftwechsel" in Richtung Bergbahn fand bereits 1898 durch Stadtschultheiß Karl Baetzner statt. Der am 19.11.1903 im "Schwäbischer Merkur" (Nr. 539) erschienene "Wildbader Brief" des praktischen und Kurarztes Dr. Wilhelm Josenhans (I) belebte die Idee und leitete eine mehrjährige Diskussions- und Überlegungsphase ein.

Durch die Bergbahn sollte eine sinnvolle Einheit hergestellt werden, die sowohl die Stadt wie auch die Bäder und das Sommerberg-Gebiet als neuen Höhen-Kurbezirk einschloss. Kurz: Der Plan vom "ganzen Wildbad" war es, der letztlich für die Entstehung der Bergbahnidee verantwortlich war. Die Bahn sollte mit ihrer Gleisanlage so liegen, dass sie ein weithin sichtbares Band von Wildbad-Tal und Wildbad-Berg darstellte.

Bei näherer Erörterung mit Fachleuten erwies sich eine Schienen-Drahtseilbahn als die richtige Art der angestrebten Fahrverbindung. Es wurde entschieden, nach dem Vorbild der Heidelberger Bahn zum Königstuhl, der Nero-Bergbahn in Wiesbaden und vielen Schweizer Vorbildern, die Bergbahn vom Stadtmittelpunkt aus zu dem darüber liegenden Kopf des Sommerberges zu bauen.

Den unablässigen Bemühungen des Stadtschultheiß Baetzner, der später zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt wurde, ist es zu verdanken, dass der benötigte Kapitalstock von 200.000 Mark zusammenkam. "Der Opfersinn der hiesigen Einwohner und der Freunde Wildbads zeigte sich dabei im schönsten Lichte", hieß es dazu. Am 28.3.1907 wurde durch eine Bürgerinitiative eine Bergbahn-Aktiengesellschaft gegründet, in die insgesamt 49 Damen und Herren aus Wildbad sowie der Sägewerksbesitzer Friedrich Keppler aus Calmbach und der Fabrikant Karl Commerell aus Höfen Anteile zeichneten. Bereits im April 1907 war der Sommerberghang zur Großbaustelle geworden.

Die Gesamtkosten der Bahn waren ursprünglich auf 437.000 Mark veranschlagt, betrugen am Ende jedoch 483.000 Mark, die sich wie folgt zusammensetzten:

  • Grunderwerbungen: 82.000 Mark
  • Unterbauten: 120.000 Mark
  • Oberbau: 20.000 Mark
  • Stationen: 90.000 Mark
  • Mechanische und elektrische Einrichtung: 91.000 Mark
  • 2 Neubauten für Wirtschaften (urspr. nicht vorgesehen) 46.000 Mark
  • Bauleitung und Verwaltung: 10.000 Mark
  • Wasserleitung und Unvorhergesehenes: 24.000 Mark


Die Bahnbauarbeiten übernahm die Fa. C. Baresel, Untertürkheim. Windwerk, elektr. Antrieb, Geleise, Wagen: Fa. Maschinenfabrik Esslingen, Drahtseil: Fa. Felten & Guillaume, Berlin, Akkumulatorenbatterien: Akkumulatorenfabrik Berlin außerdem wirkten zahlreiche örtliche Handwerker bei den Bauarbeiten mit.

Die gesamte Bahnanlage ist mit Überwindung vieler Hindernisse und bei sehr ungünstigen Witterungsverhältnissen ohne jeglichen Unfall binnen Jahresfrist ausgeführt worden. Die Eröffnungsfeier fand am Samstag, den 23. Mai 1908 statt.

Bis zum 28.9.1908 wurden 82.000 Personen hinauf und 72.000 Personen herab befördert. Die Einnahmen betrugen 52.000 Mark. Die Stadt Wildbad erkannte sehr rasch den Nutzen, übernahm die Bahn im Jahre 1910 und zahlte die Aktionäre aus.

Die maximale Fahrgastzahl der ersten Wagengeneration betrug 56, im Jahr 1928 wurde die 2. Wagengeneration eingeführt, mit der bereits 75 Personen befördert werden konnten. Die 1968 eingeführte und bis heute aktive 3. Wagengeneration fasst 100 Personen.

Im Jahr 1954 wurde der Neubau des oberen Stationsgebäudes ausgeführt, dessen Aussichts- und Wartehalle 1947 abgebrannt war. Ein Jahr darauf, 1955, wurde das beste Beförderungsergebins erreicht. Insgesamt 680.511 Personen nutzten in diesem Jahr die Bergbahn.

In den Jahren 1967/68, 1981/82 sowie 2007/08 wurden Bahnkörper und Gleisaufbau saniert und die Bergbahn in der 3. heutigen Wagengeneration modernisiert.

In den Jahren 1978-80 wurde der Neubau der Bergbahn-Talstation umgesetzt. Der Bau des Rettungswegs erforderte in den Jahren 2003/04 den Aufwand von 400.000 Euro.

Eine komplette Sanierung erfuhr die Sommerbergbahn im Jahr 2011 - mit einer Investitionssumme von 7 Millionen Euro wurden Gleise und Wagen komplett erneuert, in einer Bauzeit von lediglich 44 Wochen.